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Kaffee-Preistreiber Klimawandel
Ursachen der Teuerung + Marktausblick
Seit Herbst 2023 sind die Kaffeepreise an den internationalen Warenmärkten kontinuierlich gestiegen. Das schlägt auch auf die Verbraucherpreise für Bio-Kaffees durch. Wir beleuchten Ursachen, Zusammenhänge und Aussichten.
Überlingen, 24.02.2025 | Im November 2024 haben wir über die Kakaokrise und ihre Folgen berichtet. Inzwischen ist ähnliches auf dem Kaffeemarkt zu beobachten. Eine wesentliche Ursache in beiden Fällen: die Folgen des Klimawandels.

Rasante Preissteigerung
Seit Herbst 2023 hat der Kaffeepreis an der Rohstoffbörse eine regelrechte Rallye hingelegt. Von Anfang Januar 2024 bis Ende Januar 2025 hat sich der Preis verdoppelt und in der ersten Februarwoche die Marke von 4 US-Dollar pro Pfund durchbrochen. So teuer war Kaffee noch nie.
Verteuerung auch für Verbraucher:innen
Mit zeitlicher Verzögerung schlägt die Entwicklung an der Rohstoffbörse auch auf die Verbraucherpreise durch.
Auch Bio-Hersteller wie Lebensbaum, Mount Hagen, GEPA, Sonnentor, Altomayo und die Internationalen BioBauern haben Preiserhöhungen angekündigt und teils schon vollzogen, weil die stark erhöhten Einkaufspreise durch Lagerbestände und andere Ausgleichsmaßnahmen nicht mehr abzupuffern sind.
Heißgeliebtes Getränk, hohe Aufmerksamkeit
164 Liter Kaffee trinken die Deutschen im Schnitt pro Jahr (gerechnet auf die gesamte Einwohnerzahl inkl. Kinder), knapp 4 Tassen pro Tag. Das macht ihn hierzulande zum beliebtesten Getränk, vor Bier und Mineralwasser. Entsprechend aufmerksam beobachten Verbraucher:innen die Preise und nehmen Veränderungen wahr. Ein Grund mehr, Ursachen und Zusammenhänge genauer zu betrachten, um Fragen von Kund:innen kompetent beantworten zu können.
Wichtige Einflussfaktoren im Überblick
Eine der Hauptursachen für die Teuerung sind die Folgen des Klimawandels in den wichtigsten Anbauländern: Brasilien und Vietnam. Weitere Faktoren und Wechselwirkungen kommen hinzu.
- Sensibilität der Kaffeepflanze. Der immergrüne Strauch ist ein empfindliches Pflänzchen. Er bevorzugt schattige Standorte mit warmen, ausgeglichenen Temperaturen und nährstoffreichen Böden. Extreme Temperaturen oder Temperatur-Schwankungen, Trockenheit und Starkregen – das alles bekommt Kaffeepflanzen schlecht.
- Trockenheit in Brasilien. In Brasilien, dem weltweit größten Kaffeeproduzenten und wichtigsten Anbauland für die Sorte ‚Arabica‘, haben 2024 geringe Niederschlagsmengen die Blütezeit beeinträchtigt. Es war das trockenste Jahr seit 1981. Die Kaffeepflanzen tragen mehr Blätter als Kirschen.
- Überschwemmungen in Vietnam. In Vietnam, dem wichtigsten Anbauland für die Sorte ‚Robusta‘, haben Dürreperioden gefolgt von starken Regenfällen und Überflutungen die Ernte geschwächt und verzögert.
- Mehr Niederschläge in der Erntezeit. Tendenziell gibt es mehr Niederschläge in der Erntezeit. Sie können zum Aufplatzen oder Faulen reifer Kaffeekirschen am Baum führen. Zudem zwingt der Regen zu Ernteunterbrechungen, weil sich dann neue Blüten bilden, die durch Pflückarbeiten leiden könnten.
- Steigende Nachfrage. Steigende Nachfrage aus bevölkerungsreichen Ländern wie Indien und China führt bei gleichzeitig sinkenden Erntemengen zu einem Defizit, das die Preisentwicklung weiter anfacht.
- Erschwerte Transportlogistik. Kriege und andere Störungen in den Lieferketten erschweren die Logistik, z.B. kommt es zu verlängerten Transportzeiten rund ums Rote Meer. Frachtkosten machen einen erheblichen Teil des Kaffeepreises aus.
- Spekulation + Bevorratung. Bei gegebenen Unsicherheiten treiben Spekulationen an den Waren-Terminbörsen und eine erhöhte Bevorratung die Preisentwicklung zusätzlich an. Dabei spielen auch Befürchtungen über die Folgen von US-Zöllen und der EU-Verordnung über entwaldungsfreie Lieferketten (EU-Deforestation Regulation – EUDR) eine Rolle.
Ausblick
Entspannung in Sicht?
Mit einer Kehrtwende ist nicht zu rechnen. Eine Studie des ‚Potsdam Institute for Climate Impact Research‘ aus dem Jahr 2022 hat deutlich gemacht: Der Anbau von Arabica-Kaffee ist stark vom Klimawandel bedroht. Bis 2050 könnten die für den Kaffeeanbau geeigneten Flächen um die Hälfte zurückgehen. Der Klimawandel bleibt also ein Preistreiber.
Anpassungsstrategien für Anbau + Verarbeitung
Könnten andere oder neue Kaffeesorten helfen? Agrarwissenschaftler: innen denken darüber nach. Hoffnungen setzen einige auf die bislang noch relativ unbekannte Sorte ‚Liberica‘, die aufgrund ihres Wuchses dürre- und schädlingsresistenter sein soll als ‚Arabica‘ und ‚Robusta‘.
Zudem ließen sich für Koffein-Kicks in Tees oder Limonaden künftig verstärkt die Blätter und das Fruchtfleisch der Kaffeekirschen nutzen, die ebenfalls den begehrten Wachmacher enthalten.
Alternativer Kaffee-Genuss
Aber auch Kaffee-Alternativen wie Getreide- und Malzkaffee sind je nach Situation und persönlichen Vorlieben eine Überlegung wert. Potenzial haben diese vor allem für Verbraucher:innen, die gerne auf Koffein verzichten. Positiver Nebeneffekt: Dank regionaler Verfügbarkeit sind sie dem Bohnenkaffee in Punkto Nachhaltigkeit sogar überlegen. Aktuell besonders im Trend: Kaffee-Ersatzprodukte aus Süßlupinen. Gibt's natürlich auch im BODAN-Shop für Bioläden.